Titelbild Blogbeitrag Zukunftsmanifest - Gastfreunde Hamburg

Das kleine Zukunftsmanifest

Während die meisten Branchen schon seit Jahren mitten in der Transformation stecken, hält sich der gemeine Gastronom schon für ziemlich digital, wenn das ec-Karten-Gerät tragbar ist.

Stimmen werden laut, dass ein emotionales und sensorisches Produkt wie der Restaurantbesuch nicht rationalisiert werden könne und man sowieso nicht jede Sau durch’s Dorf treiben sollte. Letzteres stimmt, und doch geht es beim Thema Transformation um etwas Grundlegendes, nämlich um den Gedanken, sich und das Unternehmen so zu organisieren und zu entwickeln, dass der eigene Betrieb trotz ständiger äußerer Veränderungen Chancen auf viele ertragreiche Jahre hat.

Das nennt man Zukunftsfähigkeit, als Ziel eines Transformationsprozesses, der den Unternehmen ermöglicht, sich dauerhaft zu etablieren und auch Krisenzeiten einigermaßen unbeschadet zu bestehen. 

Und gleich zur Klärung: dauerhaft meint nicht “einmal machen und dann erstmal 10 Jahre Ruhe“, dauerhaft heißt „beginnen und dann immer wieder und immer wieder neu“.

Das, was in anderen Branchen bereits seit Jahren gang und gäbe ist, scheut die Hospitality-Branche noch immer wie der Teufel das Weihwasser. Wir möchten diesen Zustand ändern, möchten den Gastronomen und Hoteliers an dieser Stelle Ideen mitgeben, wie sie die aus anderen Branchen diskutierten und erprobten Ansätze für sich adaptieren können, um der Zukunft dauerhaft gelassen entgegen zu sehen.

1. Professionalisierung anstoßen

Viele Gastronomen sind Gastronomen, weil sie es mit Leidenschaft und auch ein wenig Besessenheit sind. Dazu kommt: viele Betriebe sind eher Kleinstunternehmen, einige etwas größer, aber die wenigsten bewegen sich in höheren Sphären, was Umsatz, Niederlassungen oder Zahl der Angestellten betrifft. Das führt dazu, dass die meisten Gastronomen vor allem Wert auf ein funktionierendes Tagesgeschäft legen.

Das ist nachvollziehbar, fehlen einfach oft Zeit, Mittel oder Kenntnisse, wie ein Unternehmen professionell geführt werden kann. Und doch ist das der erste Schritt zur unternehmerischen Weiterentwicklung: die Erkenntnis, dass es Nachholbedarf gibt. Gibt es eine klare Vision? Was ist ein USP? Sind Unternehmensziele benannt? Gibt es Management-Kenntnisse? Ist die Buchhaltung ordentlich geführt und bleibt eigentlich etwas hängen?

Diese Beispielfragen ermöglichen Ansatzpunkte für Verbesserung, was sich in mehr Effizienz, Umsatz und auch privater Zufriedenheit niederschlägt.

2. Personal hegen und pflegen

Das Thema Personal ist ein heißes Eisen im Bereich Hotel und Gastronomie. Es fehlen Fachkräfte, oftmals sind es Aushilfen, Teilzeit-Jobber, Quereinsteiger. So findet man einerseits nicht die Mitarbeiter, die man sich wünscht. Dann aber, wenn man welche gefunden hat, fehlt es eigentlich komplett (löbliche Ausnahmen gibt es natürlich) an vernünftigem Personalmanagement und vor allem: Personalentwicklung. 

Die eigenen Mitarbeiter zu motivieren ist das eine (und da ist Incentivierung nur ein Aspekt), vor allem geht es darum, die Mitarbeiter zu schulen, sie zu „entwickeln“.


Das ist am Ende bares Geld wert, denn das Personal verkauft nur, was es kennt und empfehlen kann. Es bindet Gäste nur, wenn es loyal ist und Lust darauf hat. Und wenn wir ganz verrückt sein möchten, bringen wir noch das momentan hochaktuelle Thema „New Work“ ins Spiel, in dem es um mehr Eigenständigkeit, Selbstverantwortung, Flexibilität geht… Aber vor der Kür die Pflicht, heisst: sich ganz dedizierte Gedanken zu machen, wie gute Mitarbeiter gefunden, gehalten und langfristig ans Unternehmen gebunden werden können.

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3. Prozesse digitalisieren

Im Bereich Digitalisierung der Hospitality gibt es durchaus viele Innovationen – weil auch noch viel zu tun ist. Vor allem wiederkehrende Prozesse – was ja auch beim Thema Industrie 4.0 eine entscheidende Rolle spielt – können automatisiert werden und schaffen so Freiraum für die wichtigen Dinge.

Aber auch die Zusammenarbeit, Übergabedokumentation oder Teamkommunikation können durch digitale Infrastruktur erleichtert und beschleunigt werden. 

Es geht nicht um Digitalisierung aus Selbstzweck, sondern darum, die Möglichkeiten zu nutzen, die am Ende die individuellen Geschäftsziele unterstützen und das Leben erleichtern.

4. Akzeptanz des steten Wandels

Ja, es ist so: es hört nicht wieder auf. Diese Erkenntnis als Chance zu sehen fällt vielen Unternehmern schwer, verständlicherweise, birgt das Tagesgeschäft schon genug Hürden und bedeutet Gastronom zu sein quasi 24/7 Einsatz.

Doch genau das ist der springende Punkt: sinnvoller Einsatz der eigenen Arbeitszeit (nicht aus Sparsamkeit die Nachtschicht übernehmen), den Laden weiterentwickeln, innovativ sein, Produkte auftun, die außergewöhnlich sind, Partnerschaften eingehen, die Neues hervorbringen… all das bedeutet kontinuierliche Veränderung.

Dafür braucht es auf allen Hierarchieebenen der Betriebe die passende Haltung: ein passendes Mindset, um Lust auf diese ständige Veränderung und Anpassung zu haben, die Offenheit, immer die Fühler rauszustrecken, sich gegenseitig zu motivieren, am Ball zu bleiben, das Team einzubinden. Dann wird das Geschäft nachhaltig, und zwar sowohl im Produkt- und Servicebereich als auch und vor allem im Geschäftserfolg.

5. Netzwerken und Schluss mit: ich mach das lieber selbst

Netzwerken meint: sich gezielt Partner suchen, mit denen Dinge leichter gehen oder überhaupt erst möglich werden. Man muss nicht immer das Rad neu erfinden, vieles gibt es schon und wartet nur darauf, genutzt und weiterentwickelt zu werden. Ressourcen teilen, Ergebnisse verbessern, andere Perspektiven hineinholen.

Noch immer ist in der Branche die Mentalität von „ich mach das lieber selbst“ zu spüren, viele sind beratungsresistent oder erkennen gar nicht den Wert von Austausch. Kooperationen werden heute in vielen Branchen als kritischer Erfolgsfaktor betrachtet, das dringt erst nach und nach zu den Unternehmen vor. Ebenso wie: Hilfe annehmen und Beratung von außen zuzulassen.

https://gastgewerbe-magazin.de/5-ideen-zukunftsmanifest-fuer-das-gastgewerbe-31510